Als ich das Jahr noch einmal schalt
und eben meinte wir gewännen,
Erfüllung, Weisheit, echten Rum,
da stellte ich mich der Gewalt,
die wir doch zur Genüge kennen,
in jeden Weg, zu aller Wohl –
Jetzt bleib ich gern beim Alkohol,
auch vor allem dämlich, dumm!

In ihm ist doch, wie auf dem Rücken,
Glück der Welt, ein Pferd versteckt!
Er gibt mir Zuflucht, durch den Rausch!
Da bin ich ruhig, seh‘ keine Zicken.
Die Wünsche sind voll abgedeckt,
weil ich mich froh zufrieden gebe –
wobei ich wie auf Wolken lebe.
Schlimme Wahrheit geht im Tausch!

So kann ich fröhlich existieren,
das Feld den Deppen überlassen,
die uns in vollem Ernst verkaufen.
Nein, den Verstand noch zu verlieren,
macht mir nichts, das füllt die Kassen,
der Leute, die dabei noch lachen –
wenn sie die dümmsten Dinge machen!
Da kannste doch nicht mehr als Saufen!

Natürlich könnte ich noch beten,
weil ich in Staatsmiseren stecke!
Ich frage mich, was schlimmer ist:
betrunken das Terrain betreten,
bis ich im Delirium dann verrecke,
mich an die Hohlheit zu verschenken –
mich ganz bewusst, verrückt verrenken?
Mein Geist ist mit sich selbst im Zwist!

O nein, ich werde einfach lieber fliehen.
Dem Quatsch schau ich nicht länger zu!
Ich kann nichts tun: es ist verboten!
Beruhigungstee werd‘ ich aufbrühen.
Der hilft mir dann vielleicht zur Ruh‘!
Was noch passiert ist mir egal –
Denn jeder Tugendpfad ist schmal:
Die Wahrheit kriegt nur schlechte Noten!


© Alf Glocker


4 Lesern gefällt dieser Text.








Kommentare zu "Ganz schlechte Noten"

Re: Ganz schlechte Noten

Autor: axel c. englert   Datum: 17.11.2015 15:00 Uhr

Kommentar: Gedicht kriegt aber gute Noten!
(Wahrscheinlich wird es bald verboten...)

LG Axel

Re: Ganz schlechte Noten

Autor: Uwe   Datum: 17.11.2015 17:32 Uhr

Kommentar: Mit Rum zu Unruhm zu gelangen -
braucht man nicht zu bangen.

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