In jungen Jahren waren wir verrückt
Den Zuckungen erlegen
Bescheidenes hat uns tief beglückt
Statt traurig waren wir verwegen

Die Jahre sind dann schnell vergangen
Wir erlitten manches Leid
Wir mussten büßen und auch bangen
Allzu vieles raubte uns die Zeit

Lass uns doch jetzt den Schmerz vergessen
Diese Schwere ist uralt
Zu lange hat sie uns besessen
Der Ruf nach Friede aus dem Herzen schallt

Die Erdenzeit will sich dem Ende neigen
Es lockt und ruft das Schweben
Lass uns auch final noch Freude zeigen
Wir sind doch schon belohnt mit diesem Leben

Der Sarg hat keine Gitter mehr
Kein Wecker reißt uns aus dem Schlaf
Das Stundenglas wird schneller leer
- Der Löwe nur ein zahnlos Schaf

Um das zu lernen waren wir bereit
Viele Ehrenrunden haben wir gedreht
Geglaubt, wir wären so gescheit
Nun ja, für eine andere Einsicht ist es nie zu spät


© eRDe


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Beschreibung des Autors zu "Hätten wir´s nur eher gewusst"

Als mir gedanklich aufging, wie ich mich von Worten, Versprechungen und Ereignissen täuschen und erschrecken ließ, und wie sehr ich mich als Opfer darstellte und verkaufte, trat ein was man Katharsis nennt. Alle Ängste waren noch da, doch sie sind seitdem nicht mehr mit Energie aufgeladen, sondern bloße Erinnerung. Entgegen aller Prediger, die eine Methode anbieten um dort hinzukommen, gibt es keinen bestimmten Weg und daher auch keine verlässliche Methode. Wenn einem sowas widerfährt, ist es vielleicht das Einzige, was man Glück nennen darf. Nicht der Klimawandel, und was uns sonst noch suggeriert wird an Ursachen, ist schuld an der Vernichtung dieser Erde und unserer Körper, sondern unser Papperlapapp konterminiert das Wesentliche. Da ist nichts, aber alles sehen was (sehr schön das Märchen von des Kaiser´s neue Kleider - als er sich als nackt erkennt, erkennt sich auch das Volk als nackt= jegliche Hierarchie löst sich auf und damit auch die Jagd nach höher, weiter, länger.
Es ist nicht der Herzinfarkt oder der Krebs der uns dahinrafft. Sondern es ist Unwissen über unser Können. Diese Welt wird niemals friedlicher, weil sie ein Schulungsplanet ist. Man sieht´s doch: in gleichem Maße wie Mauern fallen werden sie auch wieder errichtet oder gedanklich nachgetrauert. Viele die in der DDR aufgewachsen sind, haben sich dort wohl gefühlt - sie brauchten die Reisefreiheit nicht um glücklich zu sein. Die Dekadenz des Westens ist viel schwerer zu ertragen, weil das solidarische Miteinander - der menschliche Wert gleich null geworden ist. Als ich als Westdeutsche zu Verwandten gereist war, was haben wir Tränen der Trauer darüber vergossen, dass wir nicht telefonieren und sie uns nicht besuchen können. Aber komisch: seitdem wir telefonieren und wir alle frei reisen können, hat nicht ein einziger Verwandter angerufen oder uns besucht. Es kam auch keine Nachricht, wenn jemand verstorben war. Ich möchte mit dieser Ausführung ausdrücken, genau wie mit meinem Gedicht, dass was als Fortschritt und Vorteil ersehnt wird, Elend und Entfremdung hervorbringt, und die Zeit die ich fürs Beten verbracht habe, dass die deutsche Mauer fällt, bereue. Denn ich habe damit vorgegriffen, was Menschen glücklicher macht. Der Errettungsgedanke über einen Anderen ist der Einsicht gewichen, dass alles so gut ist wie es ist. ICH BIN nicht mehr von der Vollkommenheit und dem Frieden abzulenken.

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Kommentare zu "Hätten wir´s nur eher gewusst"

Re: Hätten wir´s nur eher gewusst

Autor: Ikka   Datum: 28.10.2017 9:51 Uhr

Kommentar: Liebe monti, deine Gedanken gefallen mir sehr und bewegen mich dazu, dich mindestens ein zweites Mal zu lesen, bevor ich als Kommentar evtl. noch mehr dazu schreibe.
Danke und ein erholsames Wochenende!
Lieben Gruß,
Ikka

Re: Hätten wir´s nur eher gewusst

Autor: monti   Datum: 28.10.2017 10:33 Uhr

Kommentar: Oh, sehr lieben Dank für deine Worte :-)

Re: Hätten wir´s nur eher gewusst

Autor: agnes29   Datum: 28.10.2017 20:42 Uhr

Kommentar: Gerne gelesen dein gedicht, ich fand es mehr wie gut liebe Monti.
LG Agnes

Re: Hätten wir´s nur eher gewusst

Autor: possum   Datum: 29.10.2017 0:49 Uhr

Kommentar: ... Der Löwe nur ein zahnlos Schaf ..., och liebe monti, da darf ich zugleich noch schmunzeln, obwohl es ein tiefgründiges Werk ist, sehr gerne hier eingetaucht, ganz liebe Grüße!

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