Ein Weißer und ein Indianer
gehen durch die große Stadt
Der hält an und schaut sich um
Der Weiße denkt: 'Was der nur hat?'

"Oh, eine Grille ist am Zirpen
hinter jenem kleinen Strauch!"
Die Passanten laufen weiter
und man selber würd' es auch

Der Indianer lauscht den Tönen
Nur hatte keiner was gehört
"Haben wir so schlechte Ohren?"
fragt der Weiße ganz empört

"Du irrst, es liegt an and'ren Dingen
Schau, ich hab hier 50 Cent
Ich werfe sie mal auf die Strasse,
ganz unauffällig und dezent"

Ui, was für ein helles Klimpern
tönt da so verheißungsvoll!
Ein jeder wollt' sich sofort bücken:
Geld zu finden wär' doch toll!

Wir hören meist, was wir schon kennen,
was uns vertraut, was wir begehr'n
Die Stimmen der Natur zu hören, 
da müssten wir in ihr verkehr'n


© Jürgen Wagner


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Beschreibung des Autors zu "Das Geräusch der Grille"

Nach einer Geschichte von Frederic Hetmann

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Kommentare zu "Das Geräusch der Grille"

Re: Das Geräusch der Grille

Autor: Picolo   Datum: 20.12.2015 16:08 Uhr

Kommentar: Sinn und Verstand,
gehen geschrieben
hier Hand in Hand ...

LG Micha

Re: Das Geräusch der Grille

Autor: Juergen Wagner   Datum: 20.12.2015 16:12 Uhr

Kommentar: Die kleine Geschichte ist reizvoll, weil sie einen einlädt, sich auch selber wieder auf die natürlichen Dinge einzustellen. Danke Dir! Jürgen

Re: Das Geräusch der Grille

Autor: possum   Datum: 21.12.2015 7:23 Uhr

Kommentar: O ja dies bestärkt mich wieder in meinem Sein,
so viele reden mir ein, es sei nicht gut,
nur hier im Wald allein daheim ... doch mir gefällt eben dies Sein ...
dies ist genau meine Wellenlinie, lieber Jürgen, herzlichen Dank für all deine wunderbaren Zeilen durch das Jahr! LG!

Re: Das Geräusch der Grille

Autor: Juergen Wagner   Datum: 21.12.2015 8:03 Uhr

Kommentar: Es ist vielleicht ein Stück Berufung, auch eine Entscheidung, wenn man sich für eine Leben in der Natur entscheidet - d.h. ja auch, dass man auf vieles andere verzichtet. Der kollektive Weg wird dies nie sein - das wird man aushalten müssen. Aber solche mutige Menschen wie Du können uns Stadtbewohner sensibilisieren, denn unsere Kultur lebt von natürlichen Ressourcen und verbraucht sie in höchst bedenklichem Masse - und verliert dabei immer mehr den lebendigen Bezug.

Meine eigene Erfahrung ist, dass es nicht genügt, i n der Natur zu sein: man muss auch m i t den Bäumen sein können, mit den Pilzen, mit den Blumen, mit den Kräutern, mit den Tieren. Man muss auch dahin kommen, dass man an einem Bach oder an einem See lange sitzen und einfach zufrieden sein kann - und glücklich, wenn man ins kalte Wasser eintaucht und sich vor Kälte schüttelt und hinterher wie neugeboren aus dem Wasser kommt. Man muss die weiche Erde lieben können, das Licht zwischen den Bäumen, das lebendige Konzert der Vögel in den frühen Morgenstunden uvam. Ich habe dies von Haus aus nie gehabt, aber vieles erschloss sich mir.

Ich denke, man muss mit der Kritik leben. Wir Städter fühlen uns ja auch nicht wirklich wohl in dieser Luft, die nur nach dem Regen wirklich rein ist, haben auch ein schlechtes Gewissen bei dem riesigen Konsum usf. Verzeih mir meinen Roman hier - das fließt einfach so heraus. Hab eine gute Zeit in diesen seit altersher 'geweihten Nächten'! Und danke auch Dir für Dein geneigtes Ohr auf viele meiner poetischen Gehversuche und alle Kommentare in diesem Jahr, Possum! Jürgen

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