An der Saale hellem Strande gibt's Tumult mit einer Bande
nackter Jungs und treiben Spiele in Mitsommers uraltem Stile.
Die Mädchen schauen nur von weitem, hab'n keinen Zutritt noch derzeiten.
Flüstern - worum's den Burschen geht, keins ihren Wagemut versteht.
Zum Glück nur Jungs, die Brüder haben, dürfen Spiel und Einsatz wagen.
Nun sehn sie fern die nackten Figuren so unbändig wild auf der Väter Spuren.
Verliebt in die jungen schönen Gestalten, die erster männlicher Pflicht obwalten.
Wissend, daß eine aus ihrer Runde heute noch treffen wird tragische Kunde,
daß sie bekommt ihren Freund zurück, verletzt und fehlend ein männlich' Stück.
Natürlich jede von Herzen will hoffen, daß ihren es grade nun nicht getroffen.

Heut' Nacht nur find' dieser Wettkampf statt, zu dem nicht jeder Mut noch hat.
Aus grauer Vorzeit fordert die Sitte der Ahnen Götter aus Burschenschafts Mitte,
daß einer opfert die Fruchtbarkeit! Heut keiner sich drückt - sind alle bereit!
Drum jeder walkt sein' Spunt voll Kraft, dem Fluß zu opfern jungen Saft.
Und wie sie ihre Bällchen pressen! Denn die Weite wird gemessen,
wie lang sie ihren Samen spritzen. Schließlich gebannt bleibt einer sitzen:
Zu kurz! Sein Schicksal hart und klar: Das Ungeahnte wird nun wahr,
daß ihm die Bällchen abgebunden; als Opferbringer er gefunden!

Der Sieger muß die Zange führen mit Gummi, straff sie abzuschnüren.
Heiß wird ihm - es fällt ihm schwer, vergißt dies Tun wohl nimmermehr.
Was tut er einem Freunde an? Doch auch Erregung bricht sich Bahn.
Entschlossen steht der Freund vor ihm, breitbeinig bietend - gibt sich hin,
sein Männlichstes ihm abzunehmen! Bleibt keine Zeit für grämen, schämen,
denn gebannt schauen alle zu: Solcher Akt läßt keinem Ruh!
Im Innersten sie aufgewühlt - ein jeder mit dem Opfer fühlt.
Greifen unbewußt sich in den Schritt, mit jeder Faser geh'n sie mit.
Zugleich begierig und beklommen, wie Freund die Bällchen abgenommen.
Denn für das Opfer ist's so weit in jugendprallster Männlichkeit!

Nur - das Opfer muß frei sein, ohne Frust. Drum muß er neu auf den Gipfel der Lust
eh' der Sieger die heilige Sichel nimmt, doch auch zum Lustbock ist bestimmt.
Hält weiter die runde Trophäe fest, derweil er ihn - ungern nur - eindringen läßt.
Und der stößt in den Sieger wild, ohne Ruh', die andern klatschen im Takt dazu.
Welch irres Spiel - im geschlossenen Kreise! Nur heute darf's auf diese Weise
zwischen den beiden Burschen geschehn. Natürlich dürfen's die Mädchen nicht sehn!
Die Trophäe so straff, es stöhnen beide, treibt's junger Spunt in enger Scheide.
Mit Lust wächst bald die Entschlossenheit, wild und willig zum Opfer bereit.
Niemals nähm er sein Wort zurück - der Einsatz ist fällig: Sein Mannesglück!
So nähern sie sich höchstem Lustmoment, der für Opfers Bälle bringt das End'.
Schon beider Körper stark sich spannt, fast reißt das Säckchen in der Hand!
Bis junger Rammler unvermittelt von geilen Wellen der Wollust geschüttelt,
sprüht neue Milch aus der Lenden Grund, nun heil'ger Trophäe schlägt die Stund:

Breit sich wölbt dem Schnitter hin, stöhnend krächzt "Komm, Bruder, nimm!
Für der Sippe Wohl will alles geben und sei es drum, im Kampfe das Leben!"
Stolz er den uralten Spruch gesagt - mit keiner Silbe sein Schicksal beklagt.
Schnell rafft der Schnitter Wut und Mut, schlitzt das Säckchen so tief und so gut.
Und wenn letzter Samen den Körper flieht, mit der Sichel er reiche Ernte zieht.
Drang leicht durch junge Haut und Stränge. Geschnürter Rest klatscht ans Gestänge
des Jungen, der in Ekstase nur stöhnt. Im Rausche opfert, inbrünstig verwöhnt!
Gebannt im Krampf von Schmerz und Lust sieht's Säckchen gelöst - so selbstbewußt!
Sein Mädchen ungläubig dem, was sie sieht: Ist er's wirklich, dem das geschieht?
Erst als die Trophäe, triumphal und frei, geschwenkt in der Luft - löst sich ihr Schrei.
Schnitter reicht Opfer die blutige Hand. Der schlägt ein - 'Hurrah' wild entbrannt.
Zum Manne geworden, vom Sein getrennt - überstürzt sich alles in Ritus' Moment.
Ja - Mittsommer-Opfer müssen so sein: Aufrecht, stark gib das Männlichstes drein!

Das Mädchen sieht beide umjubelt stehn: Aufrecht und stolz, junge Männer so schön.
Da erkennt sie und weiß: Bin immer nur dein! G'rad weil du geopfert - muß es so sein.
Als ob er's gespürt, sucht und trifft ihren Blick, beide erlösend, Hingabe wird Glück.
Derweil vom Feuer glühenden Ast Verschneider als einfaches Wundsiegel faßt,
in des Opfers Stumpf brennt er und drückt, da dieser im Banne der Liebsten entrückt.

Das Rudel schreit und drängt im Kreise, jeder erregt melkt neuer Weise.
Die Jungs umarm' sich, finden zur Ruh. Schnitter sinkt dem Verschnittenen zu,
presst die Trophäen in krampfiger Hand. Kommen allmählich zu Verstand.
Und bereit zu des jung Verschnittenen Taufe liegen nun beide wie unter der Traufe:
Von allen Seiten spritzt milchiger Segen aus Spunten, die flinke Hände bewegen.
Sie spannen sich, stöhnen, in Ekstase stampfen, vor Hitze die jungen Leiber dampfen.
Wieder die Kraft junger Lenden verströmt, Anspannung weicht - sind alle versöhnt.
Sinken um's Pärchen enge zu Boden mit zuckenden Spunten und leeren Hoden.
Reiben den Samen auf Rücken und Backen, fröhlich unter Grapschen und Zwacken.
"Verschneider, los, gib die Beute heraus! Sonst ist's auch mit deinen Eierchen aus!"

Ein jeder mit diesem Säckchen muß spielen, die kalten Bällchen drücken und fühlen.
Übermütig beißt wohl einer hinein. "Laß sie ganz!" gleich alle die anderen schrein.
So ging das Säckchen von Hand zu Hand, bis jeder den fruchtbaren Segen empfand.
Nur jungsfrische Bällchen, ganz und gar, bringen den Sippen ein gutes Jahr.
Denn zu segnen der Geschlechter Reigen, die alten Götter beim Opfer sind eigen.
Gemeinsam so man Abschied genommen, greift Verschnitt'ner - etwas beklommen -
sein Eignes, wirft's weit in den Fluß hinein. Dazu die Jungen jubeln und schrein.
Seh'n weiße Bällchen sich umrunden, vom Säckchen als Hütung innig verbunden.
Der Fluß nimmt das Opfer der Fruchtbarkeit wie's heilig geschieht seit uralter Zeit.
Dazu den Verschnitt'nen milchig getauft, in Rudelgemeinschaft gespritzt und gerauft.

Längst sind die Mädchen nähergekommen voll Neugier, Anteil, auch tief beklommen.
Zu schauen das wilde Rudel sich an: Unbekümmert, froh in des Rituals Bann.
Woll'n verstehn, warum Jungs das wagen. Hat wilde, reine Natur hier das Sagen?
Und wer ließe sich solchen Anblick entgehn: Burschen, natürlich, nackt und so schön!
Nah endlich dürfen die Mädchen heran, da die Jungs ihren männlichen Ritus getan,
gebadet im Fluß, gereinigt vom Bocken. Als Lohn reiben Mädchenhände sie trocken.
Dürfen auch nackt nun weiterhin bleiben zum fröhlichen Mittsommernachtstreiben.

Können sich ja voll Stolz auch so zeigen, da sie mutig gesetzt, was ihnen nur eigen.
Scheu, falsche Scham sind heut Nacht tabu - die Mädchen wolln sehn, alles in Ruh'.
Ganz leicht sind sie selber nur bekleidet - wonnig sich daran der Jungs' Auge weidet.
Ihr Kleidchen muß zeigen mehr als verhüllen, um so der Jungen Hunger zu stillen.
Und so feiern sieweiter die ganze Nacht, Singen und Tanzen; auch abseits verbracht.
Zwar gesehen von allen in Feuer's Schein, doch freut es ja, Teil des Glückes zu sein.
Grad heut ist's gut, die Mädchen geschützt, weil die Jungen bereits zweimal gespritzt.

Nur Verschnitt'ner sitzt still, von Liebster umfaßt, innig trägt sie mit ihm die Last.
Streichelt, tröstet mit zärtlichen Händen. Was hülfe besser, Verlust zu bewenden!
"Du bleibst, auch wenn ich nie kann geben, was dir im Leibe weckt neues Leben?"
Da lächelt sie still - und er versteht: Oh, der Schmerz hat ihr den Verstand verdreht!
"Erinnere dich, der Tanz in den Mai! Die schöne Nacht, und war so schnell vorbei.
Ich wollt's nicht glauben, hab nichts gesagt, doch Mutter hat's gleich gespürt, gefragt.
Das, was Dich sorgt, ist doch längst schon geschehn!"
Da - konnte man Augen wie Wagenräder sehn!
Und ein Jubelschrei gellt, über Wald und Fluß hallt,
wie nie er gehört hier und wohl nie wieder schallt.

Schnell die anderen kommen heran, denn das Glück der Beiden schlägt alle in Bann.
Von Stund an ist werdender Vater gesund, wird gar zum Manne - sieht sie am Spunt.
Was stört's, daß grad er die Bälle verloren, fühlt eher sich heute wie neu geboren!
Er wirft sich auf sie, die ohne zu wehren fühlt eigenes unbändigs, wildes Begehren.
Sich fressend, schlingend mit Armen, Beinen, innig's, schmatzendes tiefstes Vereinen.
So laut ihre Herzen - Gedanken so stille, ineinander erlösen - Ziel und einziger Wille.
Geschart alle um's Paar, ums flackernde Feuer als Wache für's Wonneabenteuer.
Verzaubert, fröhlich sie laut Anteil nehmen. Niemand muß sich doch heute schämen!
Erleben so mit - die Erfüllung fürwahr - als Trauzeugen für junges, glückliches Paar.

So wird Gemeinschaft heilig, bindet die Bande junger Beschwänzter am Saalestrande.
Opferbereitschaft und Wagemut - nichts einet das jung-wilde Rudel so gut.
Durch Ritus und Blut sind alle verbunden, das junges Paar hat sich dreingefunden.
Denn besondere Ehre wird ihnen zuteil, auch Schutz - und bald ist die Wunde heil.
Nie müssen sie fürchten, daß sie etwa verlacht, denn beide haben das Opfer gebracht!
Im heiligen Ritus der Mitsommernacht, den stets nur ein' Jüngling möglich gemacht.


© hannes


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